Ich muss wohl vorausschicken, dass ich ein Mann und damit per se voreingenommen bin.

 

Mich stört an der Feminismus- oder Genderdebatte, wie immer man sie nennen will, die Geschlechterzentrierung. Die ständige Betonung des Geschlechtes hilft nicht zur Überwindung der Geschlechterpolarität, sondern festigt sie. Deshalb gefällt mir der Artikel von Christina Baniotopoulou (Es reicht nicht, eine Frau zu sein). Insbesondere das Zitat von Johanna A. Dohnal, dass es um eine „menschliche Zukunft“ gehe. Denn, so meine Vorstellung der Frauenbewegung, der Feminismus sollte ein Humanismus sein. Leider ist der Begriff schon besetzt. Ich bestreite nicht, dass Frauen sehr oft (strukturell) benachteiligt werden. Aber während sich der Begriff Feminismus auf das Frausein konzentriert, würden unter dem Humanismus alle Ungerechtigkeiten erfasst werden. Und wenn die Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen überwiegen, dann trägt der Humanismus dem Rechnung; vernachlässigt aber nicht die Zurücksetzung, Ausbeutung, Unterdrückung oder strukturelle Schwächung anderer Menschen. Zum Beispiel geht es oft um die sexuelle Herabsetzung der Frau durch den Mann. Dass Frauen mehr oder weniger bewusst ihre Reize einsetzen, um Ziele zu erreichen, wird häufig vernachlässigt. Das stehe in keinem Verhältnis zur patriarchalischen Unterdrückung mittels Sexualität? Dann würde der feministische Humanismus diese Proportionalität gerecht werden, aber die andere Seite eben nicht unter den Tisch fallen lassen.

 

 

24. September 2018